Stellungnahme der Fanhilfe Münster zu den aktuellen Repressionen in Folge des Polizeieinsatzes in Velbert
Am 24.11.2021 haben wir an dieser Stelle zu den Ereignissen rund um das Auswärtsspiel gegen den KFC Uerdingen in Velbert am 20.11.2021 Stellung genommen. Seitdem sind nun einige Wochen ins Land gegangen und – wie bereits im Nachgang an das Spiel befürchtet – sind etliche Preußen-Fans nun polizeilichen Repressionen ausgesetzt. Mit etwas zeitlichem Abstand wird nun auch das Ausmaß der Ereignisse sichtbar.
Im Anschluss an das Spiel meldeten sich vermehrt Fans bei uns, die vor Ort Polizeigewalt erfahren und beobachtet hatten. Die betroffenen Personen, welche aus allen Teilen des Stadions kommen, haben sich ihre Verletzungen richtigerweise ärztlich dokumentieren lassen. Die Polizeigewalt im Gästeblock ist auch auf im Internet veröffentlichten Videos in Ansätzen zu erkennen.
Im Laufe der letzten Woche trafen bei den ersten Preußen-Fans Stadionverbote – ausgesprochen durch den KFC Uerdingen 05 e.V. – ein. Ausgesprochen wurden diese ohne jegliche Anhörung oder vorherige Chance zur Stellungnahme, lediglich eine nachträgliche Möglichkeit der schriftlichen Stellungnahme bis zum 02.11.2021(sic!) wird seitens des KFC Uerdingen 05 e.V. geboten. Dass Fußballfans ein vorheriges Anhörungsrecht haben, hatte das Bundesverfassungsgericht bereits 2018 festgestellt.
Unter den Betroffenen sind neben jugendlichen Preußen-Fans auch Personen, welche sich ehrenamtlich im Umfeld des Vereins organisieren. Es entsteht das Bild, dass die Stadionverbote hier wahllos nach dem Gießkannenprinzip verteilt worden sind, ohne sich dem Einzelfall anzunehmen, da vor Aussprache seitens des KFC Uerdingen 05 e.V. keine Anhörung ermöglicht worden war. Auch wurde dem Einfluss des vollends missglückten Polizeieinsatzes und dem eskalierenden Verhalten der Polizei in keiner Weise Rechnung getragen, sodass anscheinend kein Interesse seitens des KFC Uerdingen 05 e.V. an einer Aufklärung der Geschehnisse besteht. Wir fordern daher, die ausgesprochenen Stadionverbote mit sofortiger Wirkung aufzuheben, da etliche Fragen im Rahmen des eskalierenden Polizeiverhaltens noch immer ungeklärt sind! Die Fälle der betroffenen Personen müssen deshalb – auch unter Zuhilfenahme des Fanprojekt Preußen Münster e. V. und dem sozialpädagogischen FANport Münster– gänzlich neu und neutral betrachtet werden.
Gänzlich gegensätzlich und positiv nehmen wir das bisherige Vorgehen des SC Preußen Münster wahr, der sich bisher für die Aufklärung des Polizeieinsatzes ausgesprochen hat. Die Vereinsführung bemühte sich seitdem um einen offenen und fairen Austausch mit der Fanszene, dem Fanprojekt Preußen Münster e. V. und dem sozialpädagogischen Fanprojekt FANport Münster, um das Vorgehen des Ordnungsdienstes und der Polizei in Velbert entsprechend einzuordnen. Auch der Gang in die Kurve verschiedener Gremienmitglieder im Anschluss das Heimspiel gegen den SC Wiedenbrück am 26.11.2021 und die damit verbundene Geste lässt uns hoffen, dass die Ereignisse auch im weiteren Verlauf vorurteilsfrei betrachtet werden. Wir hoffen, dass der Verein seine Fans weiterhin unterstützt und sich für die Aufhebung der Stadionverbote und eine neutrale Neubetrachtung der Fälle einsetzt.
Für alle Betroffenen und Zeug*innen sind wir euer erster Ansprechpartner: Solltet Ihr vor Ort Polizeigewalt erfahren oder beobachtet haben, dann sprecht uns gerne im Stadion darauf an oder wendet euch an info@fanhilfe.ms. Nur so können wir uns ein lückenloses Bild von den Vorgängen machen. In jedem Fall raten wir in allen Problemen mit Polizei, Justiz und dem KFC Uerdingen 05 e.V. Kontakt mit uns aufzunehmen, um euch bestmöglich rechtlich beistehen und unterstützen zu können.