23 Mrz

Kritik an der Vergabe der lokalen Stadionverbote und Gegendarstellung der Geschehnisse in Osnabrück

Der Verein sah sich gestern dazu gezwungen – als Konsequenz aus den Geschehnissen vom Freitagabend in Osnabrück –, 44 lokale Stadionverbote für das Spiel gegen den VfR Aalen zu verhängen. Auch wir arbeiten aktuell die Vorfälle rund um den Umstieg in Osnabrück auf.

Nach unseren Erkenntnissen wird der Sachverhalt in der Pressemitteilung der Polizei und den meisten Presseberichten, die der Pressemitteilung der Polizei ähneln, in Teilen falsch dargestellt.

Angekommen im Hauptbahnhof Osnabrück, mussten die Zugfahrer noch etwas weniger als die planmäßigen 50 Minuten auf den Zug nach Münster warten. Im Bahnhof gab es bis auf zwei Automaten keine Verpflegungsmöglichkeiten. Die Toiletten waren abgeschlossen. Alle Ausgänge aus dem Bahnhof waren verriegelt oder abgesperrt, auch für andere Reisende. Nach kurzer Zeit waren die Türen offen und die Fans als auch die Reisenden konnten den Bahnhof verlassen.

Von einem gewaltsamen Herausstürmen aus dem Bahnhof kann nicht die Rede sein. Nachdem sich die Tür des Haupteingangs vermutlich durch Ziehen eines Nothebels öffnete, gingen Fans auf den Vorplatz, ein Teil dieser – die nachher festgesetzten 53 Personen – bewegte sich die Möserstraße herunter. An der Tür und auf dem Bahnhofsvorplatz waren – anders als bei bisherigen Umstiegen üblich – keine Polizeikräfte stationiert, es standen lediglich zwei Polizeibullis vor der Tür. Es wurden weder Polizeisperren durchbrochen, noch geschah dies gewaltsam. Es waren zu diesem Zeitpunkt schlicht und ergreifend keine Polizisten in der Nähe des Haupteingangs oder in der Vorhalle.

Von 300 oder 100-150 randalierenden Fans zu sprechen, ist schlichtweg falsch. Ein großer Teil der bahnreisenden Fans blieb in der Halle, wovon auch zahlreiche Personen bereits den Zug um 0:19 Uhr zurück nach Münster nahmen. Die meisten Fans begaben sich erst aus der Halle heraus, als die Polizei dort bereits formiert war, blieben unter dem Vordach stehen und verhielten sich friedlich.

Auch können wir nach unserem bisherigen Kenntnisstand bei den 53 festgesetzten Personen nicht kollektiv von Randalierern sprechen. Es wurde ein pyrotechnischer Gegenstand gezündet, der keine Personen gefährdete. Dass wenige Personen gegen Mülleimer oder Fahrräder traten, können wir nicht widerlegen, aber auch nicht bestätigen. Nach Augenzeugenberichten flog lediglich eine Flasche gegen einen Polizeiwagen. Insgesamt ergibt dies ein deutlich anderes Bild als das bisher medial verbreitete. Eine Gruppe kollektiv als Randalierer darzustellen, obwohl mindestens von Teilen keine Taten ausgingen, ist in unseren Augen aber nicht hinnehmbar.

Wir möchten auch darauf hinweisen, dass es durch den wiedermal massiven Einsatz von Pfefferspray zahlreiche Verletzte gab. Eine Person brach zusammen und musste im Krankenhaus behandelt werden, mehrere wurden am Hauptbahnhof, so gut es ging, von anderen Fans verarztet. Es wundert uns, dass dies keinerlei Erwähnung im Polizeibericht findet.

Uns war es bisher nicht möglich, sämtliche Geschehnisse des Abends lückenlos aufzuarbeiten. Es zeigt sich aber schon an den aufgearbeiteten Punkten, dass die Medaille zwei Seiten hat.

Nichtsdestotrotz wurden nun 44 lokale Stadionverbote für das Heimspiel gegen den VfR Aalen vom Verein ausgesprochen. Die Differenz zu den 53 festgesetzten Personen ist durch bereits mit Stadionverboten belegte Personen begründet. Die Datenweitergabe der Polizei an den Verein sehen wir mit Blick auf das Recht der informellen Selbstbestimmung mehr als kritisch an. Dies gilt ebenso für eine Datenweitergabe an den DFB.

Der Verein möchte sich von Gewalt distanzieren. Dass man dazu 44 Fans pauschal den Spielbesuch verwehrt und diese kriminalisiert, spielt dabei wohl keine gewichtige Rolle.

Der Verein bestätigte zudem am Mittwochmittag bei Westline: „Man werde die Lage in Ruhe bewerten und dafür sorgen, dass auch nur jene mit Stadionverboten belegt würden, deren Taten von der Polizei konkret belegt würden.“ Nach unserem Wissen stand bereits Dienstag fest, dass die festgesetzten Personen lokale Stadionverbote erhalten würden, was sich am Mittwochnachmittag bewahrheitete. Dass die Polizei so schnell allen Personen konkrete Taten nachweisen konnte, bezweifeln wir stark. Auch eine Bewertung der Lage in Ruhe sieht für uns anders aus. Wieder einmal treffen die Verantwortlichen voreilig, unter externem und zum Teil auch selbst auferlegtem Druck kollektive Maßnahmen gegen die Fanszene, ohne sich dabei die Sichtweise der Betroffenen anzuhören.

Wir kritisieren das widersprüchliche und voreilige Handeln der Vereinsverantwortlichen. Hier werden kollektiv Fans ausgesperrt, um oberflächlich Handlungsfähigkeit zu demonstrieren, ohne dabei Rücksicht auf den Einzelfall zu nehmen. Wir fordern von den Vereinsverantwortlichen, sich endlich auf rechtsstaatliche Grundsätze zu besinnen und sich nicht von Berichterstattung und polizeilichem Druck treiben zu lassen, quasi die Handlungsweise, die man selber im Westline-Artikel noch verkündet hat, aber durch das eigene Handeln wenige Stunden später ad absurdum führt.

Polizeibericht:
http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/104236/3591558 (Polizeiinspektion Osnabrück, 21.03.2017)

Presseberichte:
http://www.nonstopnews.de/suche/text/?page=meldung&newsnr=24805 (Nonstop News, 18.03.2017)

http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/866723/preussen-muenster-fans-randalieren-in-osnabrueck#gallery&0&0&866723 (NOZ, 18.03.2017)

http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/868293/randalierenden-preussen-muenster-fans-drohen-harte-strafen (NOZ, 21.03.2017)

http://www.wn.de/Sport/Lokalsport/Preussen-Muenster/2742594-Hauptbahnhof-Osnabrueck-Preussen-Muenster-Fans-randalieren (WN, 18.03.2017)

http://www.wn.de/Sport/Lokalsport/Preussen-Muenster/2746723-Polizei-ermittelt-auf-Hochtouren-Randalierenden-Preussen-Fans-drohen-empfindliche-Strafen (WN, 21.03.2017)

http://www.wn.de/Muenster/2747473-Entsetzen-ueber-Randale-in-der-Osnabruecker-Innenstadt-Preussen-verhaengen-Stadionverbote-gegen-44-Ultras (WN, 22.03.2017)

http://www.westline.de/fussball/sc-preussen-muenster/preussen-muenster-ueber-50-neue-stadionverbote-drohen (Westline, 22.03.2017)

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